Spätestens seit Garri Kasparovs erstmaliger Niederlage vor 28 Jahren gegen ein Schachprogramm ist die Erkenntnis, dass ein guter Algorithmus mit genügend grossem Datensatz gegenüber persönlicher Intelligenz, Erfahrung und Intuition durchaus den Sieg davontragen kann, ins allgemeine Bewusstsein vorgedrungen.

Sowohl der gewünschte als auch der unerwünschte Gebrauch dieser neuartigen Tools nimmt absehbar allerorten massiv zu — die Unterscheidung allerdings zwischen schulischem Mehrwert (personalisierte Lernstrategien, Interaktivität, geförderte Eigeninitiative etc.) und Fällen, wo lediglich "die Bequemen noch bequemer" werden, ist nicht immer leicht zu ersehen und sinnvoll in die didaktische Praxis zu integrieren.

Die allfällige Schülerfrage "Warum muss ich lernen, was ChatGPT sowieso schon kann?" sollte von Lehrerseite auf der Sachebene fokussiert und innerhalb der Fachschaften zielorientiert verhandelt werden — was offenbar derzeit noch zu wenig geschieht.

Von der Verdrängung analoger und individueller Kompetenzen, der unvermeidlichen Prioritätenverschiebung bei Leistungsbeurteilungen etwa von Maturarbeiten — über grundlegende Fragen, was echte Kreativität überhaupt ist, bis hin zu lehrkraftspezifisch erstellten Lerncoaches, Online-Tutoren und "Chat-Bots" eröffnen sich hier schier uferlose Felder aus Chancen, Kontroversen und technischen wie praktischen Herausforderungen.

Jovan Petrovic

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